Waschbären auf dem Vormarsch in Österreich
In Österreich wird die Verbreitung des Waschbären zunehmend zu einer Herausforderung. Der Klimawandel begünstigt die Ansiedlung des ursprünglich aus Nordamerika stammenden Kleinbären. Schon heute wird er in Niederösterreich als invasive Wildart ganzjährig ohne Schonzeit bejagt. Laut Univ.-Prof. Dr. Klaus Hackländer von der BOKU Wien ist die Ausbreitung kaum aufzuhalten. Sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen, könnte der Waschbär in 20 Jahren flächendeckend in Österreich vertreten sein – mit erheblichen Konsequenzen für heimische Tierarten wie Bodenbrüter und Amphibien.
Ein umstrittenes Jagdmanagement
Die Jagd auf Waschbären ist nicht nur in Österreich, sondern auch international ein kontrovers diskutiertes Thema. In Deutschland etwa, wo die Population auf rund zwei Millionen Tiere geschätzt wird, zeigen Studien, dass intensiver Jagddruck sogar die Fortpflanzungsrate steigern kann. Naturschutzorganisationen wie der NABU plädieren daher für den Schutz der Lebensräume bedrohter Tierarten statt der intensiven Bejagung.Trotzdem bleibt die Jagd vielerorts notwendig, um die Schäden, die Waschbären an Gebäuden und in der Landwirtschaft anrichten, einzudämmen. Auch in Österreich ist die Nähe der Tiere zu menschlichen Siedlungen eine Herausforderung. Dachböden, Mülltonnen und Gärten bieten den Waschbären ideale Lebensbedingungen.
Kulinarischer Nutzen von Waschbärfleisch
Ein Lösungsansatz aus Deutschland könnte auch für Österreich spannend sein: die kulinarische Verwertung von Waschbärfleisch. Wildfleischer Michael Reiß von der Wildererhütte aus Sachsen-Anhalt hat mit Produkten wie Waschbär-Faschiertenbällchen und Salami ein erfolgreiches Konzept entwickelt. Er sieht darin eine Möglichkeit, der invasiven Art einen Mehrwert zu geben und gleichzeitig Ressourcen zu schonen. Waschbärfleisch hat einen eigenständigen Geschmack, der laut Reiß’ Kunden gut ankommt. In Österreich könnte eine solche Nutzung ebenfalls Anklang finden, insbesondere bei einer wachsenden Nachfrage nach Wildprodukten. Allerdings müsste eine entsprechende Vermarktung unter Berücksichtigung strenger Hygienestandards erfolgen, da Wildbret aus der freien Natur besondere Anforderungen an Qualität und Sicherheit stellt.